Hallo, ich bin Sara Konrad. Zum Abschluss der diesjährigen Ausreise erzähle ich aus der anderen Perspektive: Aus dem Backoffice. Dieses hat die Ausreisenden aus der Ferne tatkräftig unterstützt, aber auch den normalen Projektbetrieb in Darmstadt aufrechterhalten.
Ich bin 25 Jahre alt und studiere im Master Maschinenbau und Energy Science and Engineering. Bereits seit 2015 bin ich bei Ingenieure ohne Grenzen in Darmstadt tätig, bei SoWaDi habe ich jedoch erst zwei Jahre später angefangen.
Lange Zeit habe ich mich ausschließlich mit der Organisationsarbeit der gesamten Regionalgruppe beschäftigt, habe Newsletter geschrieben, Teambuilding-Events organisiert und die Arbeitsmedien der Regionalgruppe koordiniert. Mir war es persönlich wichtig, mich in der Entwicklungszusammenarbeit einzusetzen. Nach zwei Jahren, in denen ich mich rein in der Organisationsarbeit betätigt habe, wollte ich jedoch in ein Projekt einsteigen und habe mich für SoWaDi entschieden. Gerade im Projekt SoWaDi ist es gut möglich, vielen Menschen durch die Verbesserung der Wasserversorgung eine bessere Lebenssituation zu ermöglichen. Hier hatte ich von Beginn an den Eindruck mein Wissen aus dem Studium am besten einsetzen zu können.
Am Anfang meiner Projektarbeit war das Ausreiseteam von 2017 bereits seit ein paar Monaten zurück aus Tansania und die Phase der Nachbereitung war in vollem Gange, sodass sich aus der Ausreise ergebende Anlagenveränderungen angegangen wurden. Die Ausreise hatte gezeigt, dass die Anlage an einigen Punkten optimiert werden konnte, um zu einer höheren Effizienz und Robustheit beizutragen und die Verbreitung zu vereinfachen. Meine Aufgabe war es, mich mit den in Tansania aufgetretenen Glasbrüchen zu beschäftigen. Eins der Ergebnisse war, dass man die hochbeanspruchte untere Glasscheibe in mehrere kleine Glasscheiben unterteilt.
Neben technischen Herausforderungen von SoWaDi war es uns lange Zeit nicht möglich einen Standort für eine Testanlage in Deutschland zu finden, der es uns erlaubt hätte die Anlage länger als sechs Wochen in Betrieb zu haben. Deswegen war ich ausgesprochen froh, dass wir Anfang 2019 endlich fündig wurden und wir ein paar Monate später an der TU Darmstadt eine Anlage aufbauen konnten, die dort für mindestens 3 Jahre stehen bleibt. So ist es uns möglich Änderungen gleich in der Praxis zu testen und Langzeitdaten zu sammeln.
Neben den Fähigkeiten, die ich durch die inhaltliche Ingenieursarbeit erworben habe, habe ich enorm viel über das gemeinsame und effiziente Arbeiten in großen Gruppen gelernt. Seit Oktober 2018 bin ich deswegen auch Ansprechpartnerin von SoWaDi geworden und habe seitdem enorm viel über erfolgreiche Gruppenführung und -organisation gelernt und konnte die bereits erworbenen Fähigkeiten aus meiner IOG-Anfangszeit gezielt einsetzen.
Außerdem bin ich durch diese Arbeit viel sensibilisierter, wenn es um interkulturelle Kommunikation und Entwicklungszusammenarbeit geht. Auch der Besuch von einigen Seminaren zur Weiterbildung von Ingenieure ohne Grenzen hat dazu beigetragen. Durch diese Arbeit habe ich einen ganz anderen Blickwinkel auf Themen wie Alltagsdiskriminierung und Rassismus bekommen.
Während das Ausreiseteam in Tansania tätig war, war es meine Aufgabe sie so gut es geht zu unterstützen und Aufgaben abzuleiten, die das Backoffice für sie übernehmen kann. So konnten sie sich vor Ort voll und ganz auf ihre Aufgaben konzentrieren, dabei wusste ich stets was für sie gerade ansteht und war an den wichtigen Entscheidungen beteiligt.
Die Tätigkeiten unseres Backoffice-Team waren vor allem organisatorischer Natur: Wir haben die Blogeinträge und Spendenberichte geschrieben, Fragen seitens des Ausreiseteams beantwortet und dabei die langfristige Ausrichtung des Projekts vorangetrieben.
Außerdem hatten wir während der Ausreise genug Zeit, um die Kommunikation zwischen uns als SoWaDi-Team in Darmstadt und den Nutzern der Anlagen einzuspielen. Das Schöne daran war, zu sehen, dass nicht nur wir Input an die Menschen vor Ort geben konnten, sondern auch von den engagierten Nutzern Verbesserungsvorschläge zu unserer Arbeit kamen, wodurch wir mit den meisten Nutzern mittlerweile schon ein eingespieltes Team sind. Das war ein sehr wichtiges Zeichen, das den guten Verlauf der Ausreise widerspiegelt und hoffentlich beispielhaft dafür ist, wie es läuft, wenn die Ausreisenden wieder zurück in Darmstadt sind.
Besonders freut mich auch, dass es mit dem Projekt auch in Deutschland gleich weitergeht. Die Testphase geht auch hier in Deutschland in die nächste Runde: In Zusammenarbeit mit dem Institut für Technische Thermodynamik der TU Darmstadt wollen wir unser Messtechnikkonzept noch weiter optimieren, um die Effizienz der Anlage zu steigern. Neben der Anlage, die bereits hier in Darmstadt steht, soll sich zum Sommeranfang ein Zwilling gesellen. Die Idee ist, dass wir Verbesserungen, die wir an der Zwillingsanlage vornehmen werden, nicht nur noch schneller umsetzen, sondern vor allem auch direkt im Vergleich zur Standardanlage bewerten können.
In der vergangenen Woche hat das Ausreiseteam wichtige Besprechungen mit dem Projektpartner gehabt, die vor Ort direkt mit den Zuständigen geführt werden mussten. Diese Besprechungen waren enorm wichtig, damit die Kilimanjaro Childlight Foundation in Zukunft die Schnittstelle zwischen uns und den Nutzern sein kann, sollte es zu jeglichen Problemen mit den Anlagen oder der Kommunikation untereinander kommen.
Am Mittwoch 04.03.2020 haben dann auch Jonas, Julius und Rebecca schweren Herzens die Heimreise angetreten und sind Donnerstagmorgen wohlbehalten in Deutschland gelandet.
Jetzt nach der Ausreise steht zu allererst die Nachbereitung an, damit kein wertvolles Wissen verloren geht. Es wurde eine Vielzahl von spannenden Gesprächen zum Thema Verbreitung der Anlage geführt und wir müssen die Daten, die wir konstant von den Nutzern erhalten, kontinuierlich aufbereiten.
Wenn die unmittelbare Nachbereitung abgeschlossen ist, wird die größte Herausforderung im Team sein, die weiteren wesentlichen Projektaufgaben auszukristallisieren und uns auf die neu gesetzten Ziele zu fokussieren. Dazu gehören sicherlich unter Anderem technische Herausforderungen, die beim Aufbau der sechs Anlagen aufgefallen sind, von denen das Ausreise-Team in den nächsten Wochen detailliert berichten wird.
Insgesamt bin ich überaus froh, dass die Ausreise trotz kleiner Herausforderungen gut gelaufen ist. Wir können wirklich zufrieden und stolz sein, die lange Vorbereitung hat sich gelohnt. Es wurde außerordentlich viel geschafft, nicht nur vom Ausreiseteam und von uns im Backoffice, sondern auch von den Menschen vor Ort, die wir größtenteils vor der Ausreise nicht einmal kannten. Dass beim Zusammenarbeiten vor Ort das Feedback stets positiv war, war eine willkommene Belohnung für die letzten Monate intensiver Vorbereitung.
Wir merken wie wichtig es ist weiter an unserem Projekt zu arbeiten. Nicht nur weil wir selbst fasziniert davon sind, sondern auch weil die Menschen vor Ort die Notwendigkeit der Anlagen und ihre Vorteile gegenüber bereits existierenden Methoden der Wasseraufbereitung sehen. Die Problematik der Wassersituation ist und bleibt weiterhin aktuell in vielen Regionen dieser Welt und für all diese Menschen lohnt es sich die Anlage weiter zu überarbeiten und Verbreitungsstrategien zu optimieren, damit möglichst viele Menschen davon profitieren können.